Du möchtest Sicherheit. Etwas, auf das du dich verlassen kannst. Etwas, das morgen da ist, dich hält, versorgt und trägt. Du wünscht es dir so sehr, weil du das halten möchtest, was du grade hast. Es ist ein Bedürfnis, mit dem du nicht allein bist. Viele Menschen wie du wünschen sich Sicherheit. Liebe, Gesundheit, Familie, Geld, Haus, Auto.
Doch gibt es Sicherheit im Leben? Ist es möglich, etwas zu halten? Unser Streben nach Sicherheit ist ganz normal – und wohl eine der größten Fallen, in die wir tappen. Es gibt keine Sicherheit im Leben, wie kann etwas sicher sein, was mit dem Tod endet? Wer dir etwas Anderes vorgaukelt, der lügt.
Du kannst nichts halten. Was gehen will, wird sowieso gehen. Es ist nur eine Frage, wann. Letztendlich wird dir alles genommen: Dein Kindsein, deine Jugend, alles transformiert sich in Neues. Kinder werden Teenager, junge Frauen werden Mütter, Väter zu Größvätern. Manchmal geht die Liebe früher als du möchtest und manchmal ist das Leben eher Kampf als Wohlstand. Gesundheit ist dir ebensowenig garantiert wie deine Arbeit oder die Freunde an deiner Seite. Dein Körper verändert sich mit jedem Tag.
Du kannst dich weder gegen Gefahren absichern noch gegen Krankheit. Das Haus, das Geld, das Auto, selbst das Leben, alles ist ver-sichert. Was wir uns erarbeitet haben, wollen wir behalten. In finanzieller Sicht mag das vielleicht Sinn machen. Doch letztendlich ist dieses Bestreben nach Sicherheit teuer bezahlt.
Denn du steckst viele Stunden deiner Lebenszeit hinein, um das Geld zu erarbeiten, um die Versicherungen zu bezahlen, damit du abgesichert bist. Stunden, in denen du Tätigkeiten tust, zu denen du dich zwingen musst. Letztendlich Stunden deines Lebens, etwas, was du wahrlich nicht im Überfluss hast.
Du heiratest, um dich abzusichern, um deinen Partner zu binden. Du baust dir Schlösser in dein Auto, an die Tür, damit niemand Fremdes hineinkommen kann. Aber weißt du eigentlich, dass auch das in beide Richtungen gilt? Du kommst auch schlechter hinaus. Bist du verheiratet, kannst du die Beziehung nicht mal so eben lösen. Jedes Einschließen und Absichern bedeutet gleichzeitig auch, dass du dich verschließt vor dem Leben, dich zurück ziehst aus den dynamischen Prozessen.Du schließt sich selbst in einen goldenen Käfig. Zunächst fühlst du dich vielleicht beschützt und sicher. Aber ganz langsam und schleichend verlierst du deine Freiheit.
Es gibt wohl nichts Veränderlicheres als das Leben. Es lässt sich weder berechnen, noch versichern. Was kommen soll, kommt.
Frage dich: Was steckt hinter meinem Bestreben, Sicherheit zu wollen? Es ist letztendlich Angst. Angst vor Veränderung. Angst vor Armut. Angst vor Krankheit. Angst vor dem Sterben und Siechen. Sicherheit fordern, sich absichern, ist ein Ausdruck, etwas unbedingt so halten zu wollen, wie es jetzt grade ist. Das ist nicht möglich. Und vielleicht sogar schädlich, weil es starr macht. Es lässt dich erstarren inmitten der Dynamik.
Nichts bleibt so wie es war. alles verändert sich von Minute zu Minute. Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist es, sich dem zu fügen und mit den Veränderungen zu schwimmen, anstatt gegen sie zu kämpfen.
Erkenne, dass hinter dem Bestreben nach Sicherheit eigentlich nur eins steckt: Deine Bedürftigkeit. Und die leider wird niemand anders nehmen können als du selbst. Niemand anders kann dich versorgen, beruhigen, halten, dich nähren.
Hallo liebe Andrea,
habe mal wieder etwas Zeit mich um mich zu kümmern und Deine Texte zu lesen. Ja, es ist etwas für mich. Du hast sehr tiefsinnige Gedanken. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt. Ich habe für mich festgestellt, dass ich emotionale Sicherheit suche und mein „Ego“ hat daraus die „materielle“ Sicherheit gemacht. Denn das kenne ich. Hat ganz schön lange gedauert. Und ja, wenn man im Außen sucht und hofft andere könnten einem geben, was einem fehlt, ist das ein Mangel. Verstärkt sich diese Suche, dieser Kampf, wird der Mangel größer. Es ist eine Herausforderung sich selbst zu ändern und anzunehmen, wie man ist und sich selbst zu versorgen, halten und nähren. Verstanden habe ich das schon. Im Kopf. Nun kommt das Herz, der Bauch. Doch, was man in der Kindheit, als Teenager und Jugendliche nicht gelernt oder beikommen hat, im Alter zu ver-ändern, ist ein ganzes Stück Arbeit.
Und… nichts ist so beständig wie die Veränderung.
Liebe Grüße
Kerstin
Einfach nur wahr… Doch in diesen selbstgebauten Angstfallen kann man ganz schön festsitzen… Wenn es uns gelingt, uns selbst zu überlisten, dann am ehesten mit solchen Fallen… Ganz schön übel… Und raus kommen wir wohl wirklich nur alleine; wobei wir dann aber auch nur zu gerne darauf vertrauen, daß da doch jemand kommt… denn das Selbsbefreien tut nun einmal weh und diese Ungewissheit danach… Und ich fürchte, eine sehr große Sucht ist das Selbstmitleid, das einen immer fester bindet, je „wichtiger“ man wird.
Das Leben sollte anders sein; grins.
Liebe Grüße,
Frank
Ja, diese Fallen sind schon sehr trickreich, vor allem unsere Neigung, uns selbst zu betrügen, Nichts kann uns wohl so sehr betrügen, wie unser eigenes Ego, unsere Ängste und unser Sicherheitsbedürfnis, weil sie alle am besten wissen, wo sie ansetzen müssen, um uns zu packen. Leider geht die Freiheit dabei drauf.
Viele Grüße