Wenn du kämpfen musst, gehört es nicht zu dir. Was zu dir gehört, erreicht dein Leben leicht. So lese ich von weisen Menschen wahre Worte, die in mein Herz fallen. Doch was bedeutet das eigentlich?
Wenn du kämpfen musst, um Anerkennung zu bekommen, wenn du kämpfen musst, damit der Andere dir Liebe und Geborgenheit gibt, wenn du kämpfen musst für Zärtlichkeit, wenn du dich rechtfertigen oder gar bitten musst, weil du Körperlichkeit und Nähe brauchst, dann lass es bleiben. Es ist der Falsche, für den du kämpfst. Liebe kommt leicht ins Leben, fügt sich ein wie ein lange gesuchtes Puzzleteil, verbindend, passend, einfach daseiend.
Um Liebe muss man nicht kämpfen. Liebe führt ihr Eigenleben. Sie kommt in Leichtigkeit. Und sie geht ganz selbstständig. Du kannst sie nicht festhalten, auch wenn du alles versuchst. Liebe ist totalitär, wenn es vorbei ist, ist sie weg. Dann kannst du hilflos an Strukturen festklammern, doch es sind die Strukturen, die dich fortan begleiten, nicht die Liebe, die längst woanders tanzen möchte.
Wenn du kämpfen musst, gehört es nicht zu dir.
Liebe kommt – ohne Kampf. Und Liebe geht auch, einfach so. Sie braucht keine Gründe. Oft schleicht sie sich weg, ohne dass wir es bemerken. Sie ist längst fort, während wir noch unser Leben weiterleben wie gewohnt. Doch etwas fehlt. Das Warme, Pulsierende ist gegangen, was bleibt, sind Gewohnheit, Sicherheit und Angst vor dem Alleinsein. Oder die Angst zu verletzen, jemanden zu zerstören, nur weil wir gehen. Dabei ist es unser Recht zu gehen. Wir können niemanden zerstören, sondern sind höchstens Auslöser für dessen Probleme.
Ist die Liebe gegangen, tobt ein großer Kampf, oft ganz leise in uns. Denn was nicht beendet wurde, darf oftmals nicht zuende sein. Es ist ein großer Schritt sich einzugestehen, dass etwas beendet ist. Beziehungen sind doch keine Wegwerfware, denkst du dir dann, oftmals stehen Familien und Kinder dahinter und zwingen uns, aufrecht zu erhalten, was längst leer geworden ist und immer mehr an uns zieht und zerrt, anstatt uns zu erfüllen. Ist die Liebe gegangen, bleibt oft nur das Gerüst aus alltäglichen Routinen, Disziplin und dem, was wir Moralvorstellungen nennen. Doch ist es richtig, einen Partner zu binden, nur weil es die Umstände erfordern? Sollte Liebe nicht um ihrer selbst geliebt und vor allem aber gelebt werden? Aber was ist, wenn sie gegangen ist und man nur noch ihre Hülle lebt und die Reste brosamengleich verspeist, die sie uns da gelassen hat?
Es ist etwas Ausgehöhltes, was im Inneren leer bleibt, wenn die Liebe fort ist, aber die Beziehung aufrecht erhalten wird. Letztendlich eine Fassade, die gelebt wird, anstatt lebendiger Tage voller Herz und Strahlen. Und schließlich werden auch wir ausgehöhlt, weil es so viel Kraft kostet, das aufrecht zu erhalten, was schon längst gegangen ist.
Verliebtsein wandelt sich, auch das bleibt nicht, es wird tief und zu dem schönen Gefühl der Freude, dieses Lächelns, das die Liebe aufs Gesicht malt, wenn man neben dem Anderen aufwacht. Freude, dass er da ist. Nicht alle Tage bleiben rosa, einige auch streitgrau. Doch was ist, wenn Sorge und Kummer überwiegen, Streit und Friktionen anstatt Lebensfreude und Tanz? Wenn Kreativität Mittelmäßgkeit und Kompromissen weicht und man sich selbst verliert, weil es so anstrengend ist, Fassaden und Routinen aufrecht zu erhalten? Spätestens dann ist es Zeit, zu überlegen, ob die Liebe noch da ist. Ob sich dieser Kampf lohnt. Oder ob man selbst als Hülle nur das lebt, was andere von einem erwarten.
Wenn die Liebe gegangen ist, dann solltest auch du gehen. Für dich. Zu dir. Du kannst nicht kämpfen, wenn etwas gehen will. Du kannst nicht aufhalten, was reist.
Wenn du kämpfen musst, ist es falsch…
Kämpfst du allerdings in deinem Inneren, weil dein Partner den Finger sanft in deine tiefsten Wunden legt, dann, und nur dann, kann es heilsam sein zu kämpfen, weil du alte Themen erkennen und deine Schatten bearbeiten kannst. Nur musst du dann auch bereit sein, hinzusehen und damit zu arbeiten. Kämpfst du jedoch um Strukturen zu halten, wirst du alles verlieren: Die Liebe, die gegangen ist, die Freude, den Funken und letztendlich dich selbst.
Steh zu dir. Sei integer. Sei genau das, was du sagst und weiche keinen Hauch davon ab. Denn jeden Hauch, den du abweichst, weichst du nicht nur von der Liebe ab, sondern auch von dir.
Wenn du kämpfen und streiten musst, im Außen um Dates, um Respekt, Gesprächszeit, um körperliche Nähe, um Sex, um Verständnis – dann ist es falsch.
Wenn du aber in dir kämpfst, deine dunkelsten Schatten, deine tiefsten Wunden erkennst, dann ist es richtig, denn es ist der Weg zur Heilung. Es ist der Weg, der dich zu dir bringt. Es ist kein Kampf um die Liebe, es ist ein Kampf mit dir selbst.