Immer wieder ist die Rede von Energievampiren. Leuten, die uns unsere Kraft abzapfen und ich habe schon oft drüber nachgedacht, dass mir etwas an diesem „Modell“ nicht gefällt.Oft treffe ich Menschen, die sich darüber beklagen, dass sie ausgenutzt werden, immer wieder an dieselben Energievampire geraten, dass ihnen kaum noch Kraft bleibt für andere Dinge. Und dann jammern sie oder suchen sich Hilfe bei anderen – und gehen eigentlich genau den Weg der Leute, über die sie sich beklagen.
Warum verlieren wir Kraft?
Dass man Kraft verliert, wenn man hilft oder sich für andere einsetzt, kann eigentlich nicht sein, denn Energie und vor allem Liebe sind keine Ausdrucksweisen von Mangel. Es ist etwas, das mehr wird, wenn man es teilt. Wenn ich helfe, heile oder mich für andere einsetze (die mich darum gebeten haben), dann ist es wie ein kosmischer Handel – natürlich bekommt der Andere viel – aber es verstärkt sich und ich bekomme noch mehr zurück. Ich werde nicht nur feiner und „geschulter“ in meiner Heilarbeit, ich bekomme auch Dank und Anerkennung zurück. Etwas anderes allerdings ist es, wenn der andere damit nicht einverstanden ist und mich nicht gebeten hat, etwas für ihn zu tun. Dann ist es klar, dass ich Energie verliere, weil sie wie in einem schwarzen Loch verschwindet und nicht in Resonanz gehen kann, weil beim Gegenüber die Schalter eben nicht auf Empfang stehen. Kein Wunder, dass man es als „Energievampir“ empfindet.
Es prallt einfach ab und ist letztendlich sinnlos und verschwendet. Zudem ist es anmaßend und bevormundend, anderen zu helfen, ohne dass sie darum gebeten haben. Ich möchte auch nicht, dass das jemand mit mir tut, nur weil er oder sie meint zu wissen, was gerade am besten für mich ist. Es gehört eben auch eine Menge Stärke dazu, es auszuhalten, wenn Freunde oder andere geliebte Menschen abrutschen, in Krisen sind, ohne um Hilfe zu bitten. Dann aber sind sie noch nicht so weit, sind noch nicht empfänglich und offen für die Handreichung. Und vielleicht gehört gerade diese Tiefe, dieses Leiden dazu, damit sie etwas lernen oder auch ihre eigene Stärke finden.
Wie geht es mir dabei?
Aber wenn das Gegenüber so weit ist und ich da bin, sei es tröstend, heilend, beratend – dann ist es eine Frage der Einstellung und der Sicht, ob ich selbst etwas verliere, wenn ich mich für sie einsetze oder ob ich etwas zurück bekomme. Ich werde oft gefragt, ob ich helfen kann. Immer in den ungünstigsten Situationen, wenn ich den Schreibtisch voller Arbeit habe, wenn es mir gerade selbst nicht gut geht, wenn es nicht passt, oder ich mich auch mal ausruhen möchte und entspannen. Genau dann kommen sie. Und ich gehe hin, denn das ist ein Ruf, dem ich folgen sollte. Es liegt aber an mir, ob ich mich dann erschöpft und ausgenutzt fühle oder aber geehrt, dass ich helfen durfte.
Wenn ich mich ausgenutzt fühle, weil nichts zurück kommt, dann ist es auch ein Spiegel meines Inneren. Wo nutze ich mich denn selbst aus? Wo schenke ich mir so wenig Beachtung, dass nichts zurückkommt? Wo ignoriere ich meine Liebe und Göttlichkeit, wie sie der andere gerade bei mir ignoriert? Wo sehe ich Dinge in mir als selbstverständlich an, ohne sie zu achten und wertzuschätzen? Das kann zum Beispiel der eigene Körper sein, den ich als selbstverständlich hinnehme, das können Talente sein, denen ich nicht genug Anerkennung schenke – das Außen ist immer ein Spiegel dessen, was in meinem Inneren vorgeht.
Energievampire oder Nein-Trainer?
Und natürlich gibt es auch in meinem Leben Menschen, die niemals genug bekommen, denen ich gebe und gebe, aber wo ich nichts zurückbekomme. Oftmals aber ist es so, dass sie Wegweiser sind, mich besser abzugrenzen, auch mal Nein zu sagen. Denn wenn ich zu allem Ja sage und mir keine Zeit für mich nehme, dann gehe ich unter.
Und ist das nicht alles ein Widerspruch? Nein. Denn sogesehen gibt für mich es keine Energievampire. Wenn Menschen bedürftig sind und gerade jetzt Hilfe brauchen, dann gehe ich hin. Dazu sind wir soziale Lebewesen, das macht uns Menschen aus. Es gibt auch Menschen, die sind so am Boden, da kann ich nicht helfen, da müssen „Profis“ oder andere ran, Wenn das Helfen aber Überhand nimmt, dann ist es an mir, zu sehen, warum nimmt es Überhand? Wo neige ich selbst dazu, mich für andere aufzugeben, anstatt für mich zu sorgen? Welche Grenze will mir dieser Mensch zeigen? Letztendlich ist das genau eine Frage der Einstellung. Wenn ich mit einem Missgefühl hingehe: „Ach, der schon wieder. Immer will der was von mir und was bekomme ich?“ Dann wäre es ehrlicher, zuhause zu bleiben und abzusagen. Weil ich nicht in Liebe bin. Fällt es mir aber schwer, abzusagen, dann ist es kein Helferkomplex, dann fehlt es schlichtweg an Liebe zu mir selbst. Und wenn die fehlt, kann ich sowieso niemandem helfen.
wunderbare Gedankenanstöße! danke!
Danke dafür. Dann mach ich gerne weiter damit! 🙂